Carlo Clemens, 1989 in Bamberg geboren, ist Bundesvorsitzender der Jungen Alternative und Landtagsabgeordneter in NRW. 2009 absolvierte er sein Abitur in Offenbach und leistete anschließend ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Schulsozialarbeit. 2017 schloss er sein Studium der Geschichte, Germanistik und Erziehungswissenschaften in Köln und Paris ab und arbeitete bis 2022 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter.
Vor der Gründung der AfD war Clemens als freier Publizist (Junge Freiheit, Blaue Narzisse und Weitere) und im Einzelhandel tätig. 2013 wurde er Mitglied der Alternative für Deutschland, gründete den JA-Bezirksverband Köln und amtierte seitdem Mitglied in zahlreichen JA- und Parteigremien (u.a. Vorsitz JA Bezirk Köln, Landesvorsitzender JA NRW, seit 2021 Bundesvorsitzender JA Deutschland).
Carlo Clemens ist verheirateter Familienvater und lebt heute in Bergisch Gladbach bei Köln.
Lieber Carlo, du hast dich entschlossen, für den Bundesvorstand der AfD zu kandidieren. Wie kam es dazu?
Es war schon immer mein Ziel, Politik mitzugestalten und Verantwortung zu übernehmen. Deshalb habe ich schon in den „Gründerjahren“ in einigen Vorständen und Gremien gearbeitet und konnte dabei viel Erfahrung mitnehmen. Besonders die Arbeit für die JA empfinde ich als sehr wertvoll.
Der Bundesvorstand der AfD ist natürlich eine ganz andere Hausnummer, das ist klar. Aber ich denke, dass ich jetzt bereit dafür bin. Ich will meinen Teil beitragen, um die AfD wieder zurück auf die Erfolgsspur zu führen.
Wie genau möchtest du das erreichen? Was sind deine Ziele für den Bundesvorstand?
Zunächst einmal sehe ich mich ganz klar als Kandidaten der Jugend. Echte Erneuerung kann nur mit ihr und nicht gegen sie stattfinden. Wenn wir die künftige Jugendarbeit der AfD ernst nehmen wollen, darf sich das nicht in einer reinen Repräsentationsrolle erschöpfen, sondern muss darüber hinaus auch mit einer engen Einbindung und Verzahnung der Jugend einhergehen. Ich will, dass die JA in der Partei nicht nur nettes Beiwerk ist, sondern als Mitgestalter mit Impulsen und eigenen Ideen in die Partei hineinwirken kann.
Darüber hinaus möchte ich in der Bundesvorstandsarbeit konkrete Projekte anstoßen, die unsere Identität und unser Profil als AfD schärfen und zugleich mehr Orientierung in der großen politischen Landkarte, in der wir uns bewegen, schaffen.
Was heißt das konkret?
Meine Bundesvorstandsarbeit soll auf drei Leitfragen aufbauen:
Welche politische Aufgabe hat eine patriotisch-konservative Partei wie die AfD?
Wen wollen wir repräsentieren und wem machen wir eigentlich ein politisches Angebot?
Wie stellen wir uns auf, um uns als gesamtdeutsche Volkspartei im Jahr 2030 zu etablieren?
Daran orientiert, will ich zunächst eine Arbeitsgruppe „Demoskopie und Wahlforschung“ im Bundesvorstand etablieren. Als Wahlpartei sind wir auf Wählerstimmen und deren möglichst breite Maximierung angewiesen. Viel zu oft bleibt der analytische Horizont in unserer Partei auf Wahlkampfanekdoten und Spekulationen beschränkt. Ich möchte eine solide Dateninfrastruktur aufbauen, die alle Ergebnisse, Umfragen, Studien und vor allem eigene Erhebungen in einem Pool sammelt und schließlich in einem jährlichen Bericht zusammenfasst und mit Hilfe von Experten auswertet und analysiert.
Des Weiteren möchte ich eine echte Zukunftsvision für die AfD entwickeln und erarbeiten. Wenn wir wieder auf die Erfolgsspur zurückfinden wollen, müssen wir den Menschen mehr anbieten als Protest oder eine Rückkehr ins Vor-Merkel-Deutschland. Wir als Partei müssen die großen und kleinen Zeitfragen auf unsere Weise beantworten: Wie soll unser Vaterland in Zukunft aussehen? Was setzen wir den zunehmenden Verwerfungen in Deutschland entgegen? Welche Rolle spielen für uns Europa, Umwelt, Wirtschaft, Arbeit und Identität? Wie sieht die AfD der Zukunft aus?In den vergangenen Jahren haben wir als JA bereits erste wichtige thematische Impulse gesetzt – daran möchte ich anknüpfen. Ich bin davon überzeugt, dass die AfD zur Volkspartei werden kann und muss. Das wird sie aber nur schaffen, wenn wir dem visionären Denken in unserer Partei einen festen Platz neben der Tagespolitik einräumen, zum Beispiel über Zukunftswerkstätten und eigens dafür vorgesehene Debattenforen.

Wo siehst du die entscheidenden Weggabelungen und Richtungsentscheidungen, die der AfD bevorstehen?
Ich bin davon überzeugt, dass die Partei jetzt Navigatoren und Versöhner braucht, die ihre Führungsaufgaben mit konkreten inhaltlichen und projektbezogenen Angeboten verbinden. Nur wenn wir uns wieder unserer inhaltlichen und strategischen Kernziele bewusst werden, können wir auch als Partei erfolgreich sein. Insoweit kann ich an die Delegierten und Mitglieder nur appellieren, einen Schritt zurückzutreten, das Kampffeld neu zu ordnen, neue Perspektiven zu eröffnen und die Energie und den Fokus wieder auf die Erlangung politischer Gestaltungsmacht zu legen.
Zum Abschluss: Im Vorfeld des Bundesparteitags kursierten immer wieder Listen aus verschiedenen Lagern, auf denen oft auch dein Name auftauchte. Gibt es eine Strömung oder ein Team, dem du angehörst?
Ich habe mich in den letzten Tagen und Wochen darauf konzentriert, Inhalte und Positionen in den Vordergrund zu stellen. Dafür brenne ich, dafür kämpfe ich. Öffentlich ausgetragene Lagerkämpfe und Personalstreitigkeiten schaden uns. Unsere Wähler wenden sich irgendwann genervt und enttäuscht ab.
Mit Tino Chrupalla haben wir einen bewährten Mann an der Spitze. Mit ihm als Bundessprecher möchte ich den Erneuerungsprozess der AfD im Vorstandsteam einläuten.